Wieder mit dem Rauchen anfangen?
Oder mit dem Schnupfen oder Kauen? Tabak mit dem kostbaren Nikotin lässt sich auf so viele schöne Arten in den Körper transportieren. Vor über 25 Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört, davor habe ich gequalmt wie ein Schlot. Eine Zigarettenschachtel täglich war das Minimum, darunter ging garnix. Ob Bier, Kaffee, Schnaps, Äppelwoi, ob am Bahnhof, im Zug, im Schlafzimmer oder beim Gitarrenspielen, ob nach dem Stuhlgang oder vor der Arbeit, während des Kochens oder gleich nach dem Aufwachen – die Zigarette war immer dabei.
Und was war es für eine Mühe gewesen, diese Sucht wieder loszuwerden. Zig Anläufe hat es gebraucht, die allesamt am Craving gescheitert waren, auch Nikotinpflaster haben nichts gebracht. Letztlich war es eine schwere Lungenentzündung, die mir ein liebender Engel aus den Gefilden Gottes geschickt hatte, die mich von dem Teufelszeugs abbrachte. Ich weiß noch, als wäre es gestern: Ich stand ermattet nach einem Tag an der Uni am Hamburger Hauptbahnhof und zündete mir die übliche Wartezigarette an, konnte den Rauch aber nicht inhalieren. Ich bekam den flüchtigen Träger der wohltuenden Substanz einfach nicht in die Lunge. Irgendwas war zugesperrt, der Einlass war dicht. Darauf folgten mehrere Wochen des fortgeschrittenen Siechtums samt diverser Antibiotika, die einfach nicht wirken wollten.
Wieder genesen, war die Phase des schlimmsten körperlichen Entzugs vorbei, die größte Hürde überwunden. Der Rest war zwar auch kein Kinderspiel, doch warum wieder mit dem Qualmen anfangen, wenn man schonmal soweit war, das Gröbste geschafft hatte? Das war’s also dann. Bis heute keine einzige Zigarette, auch kein Verlangen danach, nicht ein bisschen.
Und dann das: Das aus Neugier bestellte Saatgut von Dreschflegel hat sich prächtig entwickelt, die Tabakpflanzen haben eine z.T. stattliche Größe erreicht. Jetzt fangen sie an zu blühen, ihre Blüten sind wahre Schmuckstücke im Garten. Überhaupt sind Tabakpflanzen schiere Augenweiden, sie sind so prächtig und wundervoll, dass man sie sich geradezu einverleiben möchte. Immer, wenn ich an ihnen vorbeigehe, macht sich der Gedanke bemerkbar, sie in irgendeiner Form nutzen zu wollen. Vielleicht einen Aufguss daraus machen? Die Blätter fermentieren und zu Zigarren rollen? Oder trocknen, kleinschnibbeln und in Keksen verbacken? Oder in Alkohol mazerieren und eine Tabaktinktur herstellen? Oder trocknen und in einer Pfeife rauchen? Die Welt der Möglichkeiten ist riesig. Wahrscheinlich werde ich nichts davon machen und das hübsche Pflänzchen nach seinem Verwelken auf dem Kompost beerdigen. Mit einer Träne der Erinnerung an frühere Zeiten in den Augen.