Radverkehr in Lübeck: Abzocke an der Priwallfähre

Die Lübecker Priwallfähre ist ein Politikum. Die Schiffe der Stadtwerke verbinden die Halbinsel an der Travemündung mit Travemünde, für die kurze Überquerung des Flusses wird kräftig zur Kasse gebeten.

So waren wir als stolze Deutschlandticket-Besitzer froh, auf unserer Radrunde über Selmsdorf, Dassow, Pötenitz und Travemünde mal nicht horrende Fährpreise blechen zu müssen und radelten guter Laune auf ein wartendes Schiff. Das Wetter war prächtig, ideales Radfahr- und Ausflugswetter nach vielen Wochen spätwinterlicher Temperaturen im verregneten April. 

Dazu muss man wissen: Die Priwallfähre überquert die etwa 50 Meter breite Trave, die hier den Priwall vom Seebad der Hansestadt trennt. Für diesen Steinwurf an Fahrstrecke verlangen die Lübecker Verkehrsbetriebe beachtliche 1,90 € pro Person und nochmal 1,10 € pro Fahrrad. Drei Euro also für einen Radfahrer, der mal eben auf die andere Seite möchte. Das ist mehr als teuer, das ist nah am Wucher.

Leider wussten Claudia und ich nichts von den Extratickets für die Fahrräder oder hatten vor lauter Freude über unsere Deutschlandtickets nicht an die fortgeschrittene Abzockmentalität der Lübecker Verkehrsbetriebe gedacht. Um so tiefer der Schock, als uns am Ende der Überfahrt ein ungewaschen wirkender Mensch nach unseren Fahrkarten fragte.

Am Ende wurden Claudia und ich von zwei bildungsfern aussehenden Berufsdenunzianten des Lübecker Stadtverkehrs kräftig zur Kasse gebeten: Insgesamt 120 € verlangten die professionellen Wegelagerer von uns, weil wir keine Fahrradfahrkarten besaßen. Da half kein Deutschlandticket, kein Hinweis auf die fehlende Verhältnismäßigkeit – die Schergen der Verkehrsbetriebe schlugen so genussvoll wie unerbittlich zu. 

Einer von ihnen gab zu verstehen, von seinem Chef an diesem schönen Sonntag extra an die Priwallfähre beordert worden zu sein. Klar, bei sonnigem Wetter war mit mehr Radverkehr zu rechnen, also auch mit mehr Radfahrern ohne Fahrradticket. Da konnte die Stadt wohl so richtig schön Kasse machen – dieselbe Stadt übrigens, die sonst an jeder Stelle großspurig von Klimaschutz und CO2-Emissionen herumpalavert und so tut, als sei ihr der Radverkehr irgendwie wichtig. Dass eher das Gegenteil der Fall ist, zeigen nicht nur unzählige Verkehrsregelungen, die den Radverkehr aktiv benachteiligen, sondern auch die Preisgestaltung der Priwallfähre samt gezielter Abzocke durch ihr halbseidenes Personal.

Läge der Stadtverwaltung etwas an Bürgernähe, begriffe sie insbesondere die Priwallfähre als Element der öffentlichen Daseinsvorsorge. Aber das ist dann ein anderes Thema.

Übrigens: Wir haben Widerspruch eingelegt. Mal sehen, was passiert. Wir berichten!