Im Balkongewächshaus leuchten die Grabkerzen. Betrauert wird der junge Frühling, der viel zu früh einem heimtückischen Angriff des Winters zum Opfer gefallen ist.
Die Grablichter leuchten schon seit Tagen. Ohne sie würden die vorgezogenen Pflänzchen erfrieren. Auf der Fensterbank im Schlafzimmer ist kein Platz mehr, da tummeln sich derzeit die noch empfindlicheren Chilipflanzen. Der erste Schwung junger Tomaten und Kräuter musste aus Platzgründen umziehen, normalerweise kein Problem ab Mitte April. Doch jetzt herrschen Februartemperaturen, dazu stürmt und regnet es ständig. Im Gewächshaus auf dem Balkon geht es ums nackte Überleben.
Tagsüber klettert das Thermometer kaum mehr über die 10°-Marke, nachts herrscht Frost – eine lebensgefährliche Tortur für Tomaten und Basilikum. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Jede Wette, auch dieser Monat wird am Ende sicher wieder der „wärmste April seit Anbeginn der Menschheit“ oder ähnlich Superlatives sein. Klimawandel eben.