Julian Cope: Friar Tuck
Fast schon dachte der geneigte Liebhaber, Herr Cope sei endgültig in der Versenkung verschwunden. Doch jetzt meldete sich der britische Musiker mit Friar Tuck zurück, einem zweiten Album aus seiner Robin-Hood-Reihe. Bruder Tuck ist eine Gestalt aus dieser Sage um den mittelalterlichen Bogenschützen; und zugegeben, ich habe bisher nie von dieser Figur gehört. Hat mich auch nicht interessiert und interessiert mich noch immer nicht. Warum auch.
Herr Cope mag seine Gründe haben, sich künstlerisch mit diesem Stoff zu beschäftigen, und bekanntermaßen ist die angelsächsische Geschichte eines seiner Steckenpferde. Es sei ihm gegönnt. Doch wer das umfangreiche Oevre des britischen Ausnahmekünstlers kennt, einschließlich seiner Fähigkeit zum Ersinnen bezaubernder Melodielinien, seiner extremen stilistischen Bandbreite und vokalistischen Ausdrucksfähigkeit, wird seine Enttäuschung nur schwer verhehlen können. Denn der Kenner weiß, dass da noch mehr geht, viel mehr.
Friar Tuck kommt behäbig und ausdruckslos daher, sparsam bis gelangweilt instrumentiert und leidenschaftslos gesungen. Das geht besser, wozu diese permanent angezogene Handbremse? Auch die Kompositorik dümpelt auf Sparflamme, keiner der dreizehn Songs reißt mit oder bleibt gar ansatzweise im Gedächtnis hängen. Einfache Küchenakkorde ohne Überraschung, tausendfach gehörte Motive, vielleicht ein wenig unkonventionell instrumentiert, dem unvermeidlichen Mellotron sei Dank, doch insgesamt schwachbrüstig und aussagelos wie Blasenschwäche. Okay, hie und da lugen Reste von Copes früher Songschreibekunst hervor, jedoch nur, um nach wenigen Minuten wieder im Morgenurin unterzugehen.
Friar Tuck hört man zweimal durch, vielleicht noch ein drittes Mal, um wirklich sicherzugehen, dass man nicht doch vielleicht eine versteckte Preziose überhört hat. Danach verstaubt die CD in der Sammlung.
Mein Tipp an Herrn Cope: Neue Platte machen, kompromisslos und mit dicken Eiern, Titel: Fuck Truck. Dann endlich wieder eine gute Band zusammenstellen, mit Schlagzeug und E-Gitarre, mit Verstärkern, Boxentürmen und PiPaPo, dann auf Tour gehen und die Sau rauslassen. Ich würde sofort hingehen.