Bastion der Beständigkeit

Bei allem rasanten Wandel freut sich der Mensch über die kleinen Bastionen der Beständigkeit. Rückzugsgebiete oder Nischen, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, die der von der Hektik des Alltags gepeinigten Seele die Illusion von soliden Bezugspunkten verleihen, die vor dem Hintergrund einer zunehmend frei flottierenden Identitätsdiffusion die fragile Funktion von Ankerpunkten übernehmen können.

Die Travel Pussy ist so eine kleine Bastion der Beständigkeit. Vor zig Jahren war sie mir das erste Mal begegnet, einsortiert in einen Kondomautomaten (neues Wort dafür: Kondomat) auf einer öffentlichen Nothdurftanstalt (kleine Reminiszenz an einen ehemaligen Mathelehrer). Das ist mittlerweile Jahrzehnte her, das Foto wurde von mir seid dem hie und da mal zu lustigen Zwecken verwendet.

Und dann bin ich ihr wiederbegegnet, diesmal auf einem Bahnhofsklo, in das mich meine randvolle Vesica urinaria getrieben hat. Im prachtvollen Altar an der Wand der gut gefüllte Kondomat, darin wie in einem Reliquiar die Travel Pussy. Sie hat all die unsteten Zeiten überdauert, Krisen, Kriege, Katastrophen und Krankheiten. Vielleicht überdauert sie sogar den Tod.  

Travel Pussy heute (kostet 2 € mehr)
Travel Pussy früher (das alte Originalbild)