Woke Blase in der ADFC-Gruppe auf Facebook hält nichts von Meinungsfreiheit

Über lange Jahre war ich im Fahrradverein ADFC aktiv, ich habe die Mitgliederzeitschrift „Pett Man Sülm“ betreut und war Mitglied des Landesvorstandes Schleswig-Holstein. Irgendwann habe ich den Verein verlassen, was auch mit der anbiedernden Haltung gegenüber den verkehrspolitischen Landesverantwortlichen zu tun hatte. Aber es gab auch andere, sozusagen niederwertigere Gründe, so etwa die Zunahme „linksgrüner“ Positionen einschließlich der damit verbundenen affirmativen Haltung gegenüber dem regierungsamtlichen Mainstream. Wie auch immer, selbst Verkehrspolitik mit eher technischen Sachfragen wurde mittlerweile vom woken Zeitgeist durchsetzt  – und es scheinst fast so, als sei die Lobby des Radverkehrs der ideologischen Programmatik des braungrünen Totalitarismus besonders zugetan.

Facebookgruppe mit fragwürdigen Admins

Dennoch bin ich aus Gründen der Unterhaltung noch immer Mitglied der Facebook-Gruppe Freund*innen des ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V., die soweit ich weiß kein offizielles Organ des ADFC ist. Dort treiben sich viele ADFC-Aktive herum, einige wenige besitzen sogar Administratorenrechte, wie etwa der Landesvorsitzende eines ostdeutschen Landesverbands. Dieser fällt immer mal wieder durch besonders harsche Formulierungen nah an der Grenze zu Hass und Hetze auf, wenn Gruppenmitglieder eine andere Meinung vertreten als er. Und dann holt der gute Pedelecfahrer die in braungrünen Kreisen gerne verwendeten Totschlagargumente samt der Nazi- und Faschistenkeule heraus, die solche Leute immer dann verwenden, wenn ihre Argumentationsbasis zerbröselt.

Dann ist in stereotyp-dümmlicher Manier von Querschwurblern, Faschisten, Leerdenkern und Ähnlichem die Rede, was im Übrigen recht sicher darauf schließen lässt, dass es sich um jemanden handelt, der auch in der Coronazeit zu den stromlinienförmigen Mitläufern und Mittätern zählte.

Feindbild Meinungsfreiheit

Neulich postete jemand in der ADFC-Gruppe voller Freude, dass der Landesverband Nordrhein-Westfalen seine Aktivitäten auf „X“ eingestellt habe. Meine zugegeben leicht provokante Antwort:

Daraufhin entspann sich eine kleine Diskussion, in deren Verlauf sich einige ADFC-Bubble-Mitglieder als recht skeptisch gegenüber der Meinungsfreiheit zeigten. Tenor: Weil sich auf „X“ nun jeder – also auch Leute mit einer komplett anderen Meinung – ungehindert und unzensiert äußern können, verlässt man frustriert das Terrain, weil die eigene Ansicht in Frage gestellt werden könnte. Natürlich sagt man das nicht so direkt, sondern etikettiert die Gegenmeinung zu Hass, Hetze oder Brechdurchfall, zu meinungsunwerten Meinungen um. Hatten wir sowas nicht schonmal?

Auch wird Vertretern der Gegenmeinung das Recht abgesprochen, ihre Meinung überhaupt äußern zu können, wie es etwa die Verfasserin Angelika tut, die den X-Usern pauschal unterstellt, ihre Meinung für Fakten zu halten, für sich selbst aber in Anspruch nimmt, nichts als die Wahrheit zu vertreten.

Jede Institution, die „X“ aus diesem Grunde ostentativ verlässt, hat also ein grundlegendes Problem mit der Meinungsfreiheit und damit mit einem Kernbestandteil der Demokratie. Hinter dem Rückzug von „X“ steckt oft nichts anderes, als der Unwillen, sich mit konträren Meinungen auseinandersetzen zu wollen, bzw. sich nicht in einem Umfeld bewegen zu wollen, in dem jeder Meinung ein vergleichbares publizistisches Gewicht beigemessen wird. Mit anderen Worten: man verlangt nach Regulierung und Zensur, man möchte sich nur noch in einem Raum äußern, der vom selbstdefinierten Meinungsschmutz gesäubert ist.

Gesperrt wegen einer anderen Ansicht

Zurück zu meinem Kommentar: Es ging also ein wenig hin und her, es bildete sich ein kontroverser, aber keinesfalls beleidigender Diskurs. Ein Diskurs, an dem ich jedoch schnell nicht mehr teilnehmen konnte, weil mich ein Admin sperrte. Ohne Begründung, einfach mal so. Klar, man will sich lieber im Saft der inzestuösen Selbstbestätigung suhlen, wobei abweichende Gedanken stören.

Fazit: Von Meinungsfreiheit halten einige maßgebliche Mitglieder der ADFC-Gruppe auf Facebook nicht viel, lieber verbieten sie Menschen den Mund, die ihnen widersprechen. Genau das steht für die antidemokratische Doppelmoral einer woken Blase, die auch in der Community der Fahrradfahrer ausgebreitet hat. Selbst der vergleichsweise neutrale Bereich der Verkehrspolitik wurde von bornierten Ideologen okkupiert, die sich konträr zu ihren Verlautbarungen als woke Betonköpfe ohne erkennbare demokratische Kompetenz präsentieren und damit letztlich ihrem verkehrspolitischen Anliegen massiv schaden.

„Du darfst jederzeit jeden beliebigen Sprechdurchfall weiter auf X in die Welt erbrechen“ Moderator T.B.
„Und jetzt schweige…“

Der Schrei nach Zensur

Freedom of speech – es wird ein Kanal verlassen, weil er nicht genügend zensiert. Denn natürlich zensiert auch „X“ noch immer fleißig, in den Augen der Demokratiekritiker jedoch nicht genug. Tatsächliche Demokraten würden „X“ & Co. wegen der Zensur verlassen, nicht wegen ihrer Abwesenheit. Nicht so Teile des ADFC und, nebenbei bemerkt, jede Menge andere zivilgesellschaftliche und auch behördliche Akteure, die sich in einem Umfeld einer wenig regulierten Meinungsfreiheit schlichtweg nicht wohl fühlen. Sie wünschen sich offensichtlich die starke Hand einer Institution mit Zugang zur offiziellen Wahrheit, die den Markt der Meinungen um eben jene Meinungen säubert, die nicht in ihr Weltbild passen.

Klar, auf derartigen Plattformen tummeln sich tatsächlich auch viele Leute mit sonderbaren Ansichten, und auch solche, die gerne beleidigen und hetzen. Hiergegen gibt es einschlägige Gesetze, vieles muss man auch einfach aushalten oder tolerieren. Aber mal ehrlich, was sind die Aussagen einiger Spinner in der millionenfachen Flut der Beiträge gegen die diffamierenden, diskriminierenden, menschenverachtenden und auch fachlich falschen Aussagen vieler Amts- und Würdenträger, Kulterschaffender oder sonstiger reichweitenstarker Leute zur Coronazeit? Denn seltsamerweise gibt es eine nicht zu vernachlässigende Schnittmenge zwischen Jenen, die ab 2020 in durchaus faschistoider Manier gegen Ungeimpfte wie Maßnahmnekritiker gehetzt hatten und Jenen, die sich aktuell besonders lautstark über Hass, Hetze oder Desinformation auf Social Media beklagen.