Stadtradeln: Mit neuem Team in diesem Jahr wieder dabei!

Nach mehrjähriger Abstinenz haben Claudia und ich beschlossen, in diesem Jahr mal wieder an der Aktion Stadtradeln teilzunehmen. Der vom Grundgedanken her begrüßenswerte Team-Wettbewerb zur Förderung des kommunalen Radverkehrs war unattraktiv geworden, weil er zu sehr den Charakter einer PR-Maßnahme angenommen hatte, die als Form des Greenwashing die strukturelle Fahrradfeindlichkeit der Lübecker Verkehrsplanung zu kaschieren versuchte. Denn trotz einiger Leuchtturmprojekte wird der Radverkehr in der Hansestadt nach wie vor stiefmütterlich behandelt: Enge und marode Radwege, diskriminierende Ampelschaltungen, teils gefährliche Radwegführungen und andere Ärgernisse machen das Radfahren in Lübeck häufig nicht nur unattraktiv, sondern auch potenziell ungesund.

Die Stadtverwaltung kann also mit der Aktion Stadtradeln so tun, als handele sie fahrradfreundlich, während die Rad-Infrastruktur in den Weiten des Stadtgebiets oft ein Trauerspiel ist.

Auch hatte die Aktion Stadtradeln durch die allgemeine Zunahme des Anteils an Krafträdern mit Elektromotor wie Pedelecs und E-Bikes massiv an Attraktivität verloren. Denn ein wichtiges Element des Teamwettbewerbs ist das Zählen der täglich zurückgelegten Radkilometer, deren aufsummierte Zahl wesentlich für die Position im Ranking der Teams ist. Doch dieses Kernelement, das für uns einige Jahre lang ein unabdingbarer Spaß- und Motivationsfaktor war, ist durch die unkritische Elektrifizierung des Radfahrens witzlos geworden. Denn es ist ein Riesenunterschied, ob man sich aus reiner Muskelkraft oder mit Elektrounterstützung fortbewegt. Leider wird in der Aktion Stadtradeln nicht unterschieden, wie sich die Teilnehmer fortbewegen. Ein großes Manko.

Der ausschließliche Antrieb durch Muskelkraft ist das Alleinstellungsmerkmal des Fahrrades. Genau das ist es, was das Radfahren extrem umweltfreundlich und zum idealen Fitnessgerät macht, indem Training mit dem Bedürfnis nach Mobilität verbunden wird. E-Motor und Akkus konterkarieren genau diese Faktoren, womit damit angetriebene Fahrzeuge streng genommen keine Fahrräder, sondern E-Krafträder sind. Für Ältere und Kranke mag das ein Segen sein, doch leider ist auch im Lübecker Stadtbild bereits die Pervertierung der Elektrifizierung zu erkennen. Langsam geraten die echten Fahrräder in die Minderzahl, während schon Kinder und Jugendliche mit E-Anrieb unterwegs sind.

Wir halten das für wenig nachhaltig und umweltfreundlich, denn durch die Elektrifizierung eines Fortbewegungsmittels, das bisher prima ohne Motor funktionierte, werden in unsinniger Weise Ressourcen verschwendet.

Mit dem Team 100% Muskelkraft  wollen wir auf diese Fehlentwicklung aufmerksam machen und zeigen, dass man gerade im zumeist flachen Lübeck keine Elektrounterstützung benötigt. Im Unterschied zu den früheren Aktionen werden wir nicht mehr versuchen, besonders hohe Kilometerleistungen zu erzielen, da das angesichts der vielen motorisierten Teilnehmer sinnlos ist. Wir werden radeln wie sonst auch – und trotzdem stattliche Strecken zusammenstrampeln. Ohne Strom, nur mit Muskelschmalz!

 

Link zur Aktion Stadtradeln in Lübeck

 

Das werden wir leider nicht mehr schaffen…