Secretly Dying

Manchmal geht es einfach nicht mehr weiter. Das Leben stagniert nicht nur, sondern hat im Grunde aufgehört, seinen Träger durch die Zeiten zu begleiten. Und so kann es sein, dass viele Menschen bereits gestorben sind, ohne es bemerkt zu haben. Dies ist nicht im parapsychologischen Sinne gemeint, wo die Hypothese kursiert, dass die Seele eines Menschen das Verscheiden des physischen Leibes nicht mitbekommt oder wahrhaben will und als eine Art Astralleib, der in ungünstigen Fällen von sensiblen Mitmenschen gelegentlich als Gespenst wahrgenommen wird, umherlustwandelt.

Nein, gemeint sind sind all jene bedauernswerten Kreaturen, die in der Rückschau auf ihr Leben feststellen müssen, dass das ja eigentlich alles nix gewesen ist. Und vielleicht fällt ihnen dann auch wie Schuppen von den Augen, dass es eine wohldosierte Kombination aus Verblendung, Autosuggestion, Fehlinterpretationen, Selbstverarsche und grotesk verzerrtem Framing gewesen war, das die Illusion von Kompetenz und Fähigkeit mitunter jahrzehntelang aufrechterhalten hat.

Und so liegt die physische Leibeshülle im Gras, glotzt in den Himmel und weiß, dass der innewohnende Geist eigentlich schon tot ist, während das Gekröse noch auf Hochtouren arbeitet.

Secretly Dying

Musik, Text, Gitarre, Bass, Keys: Frank Spatzier ©2025