Rührei mit Heißluftföhn

Die Symbiose von Kunst und Alltag, die Neuinterpretation des tagtäglich und kollektiv Erlebten, sind neben der strikten Abwendung von konventionellen Formen des künstlerischen Ausdrucks Hauptmerkmale der Fluxus-Kunstbewegung.  Der aus Litauen in die USA emigrierte George Macunias wird gemeinhin als ihr Worterfinder genannt, zu ihren wichtigsten Protagonisten zählten Joseph Beuys, Yoko Ono oder Henning Christiansen. 

Seit den 1960er Jahren entwickelte sich Fluxus zu einer vielschichtigen Kunstbewegung, die unterschiedlichste Ausdrucksformen bemühte, darunter insbesondere handlungsorientierte Methoden wie Happenings oder Performances und Medien wie Musik, Gegenständliches, gesprochene und geschriebene Sprache. Im Zentrum der künstlerischen Aktivität stand die Auseinandersetzung mit den Strukturen, Artefakten und Handlungen der alltäglichen Lebenswirklichkeiten unterschiedlicher sozialer Kontexte, ihre Neuinterpretation, Dekonstruktion und Reformulierung; es ging mithin um nichts Geringeres, als die systematische Zerlegung von Gewissheiten oder die Enttarnung des Grotesken und Widersinnigen in der routinisierten Alltagspraxis. 

Dabei sind es nicht immer die spektakulären Gesten und Kontextualisierungen, die auf die anvisierten Ziele hinführen. Oft genug genügt ein fremder, ungewohnter Rahmen (Refraiming, Defraiming) oder eine leicht verzerrte Perspektive, um die Wirklichkeit zu dekonstruieren. 

Fluxus befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Dadaismus, der mit seiner Betonung des Absurden, des Unsinnigen oder des Paradoxen so tiefgehende wie nachhaltige Bedeutungskonfusionen evoziert. 

Heute, möglicherweise am Vorabend eines Krieges, muss vor dem Hintergrund des propagandistischen Dauerfeuers der Charakter der Realität als eine fragile und von den Trägern von Deutungshoheiten abhängige, selbstgeschaffene Konstruktion begriffen werden, die jederzeit infrage gestellt werden und verändert werden muss. 

Eier, Heißluftföhn & Gitarre: Frank Spatzier