Julian Cope: Cope’s Notes #7: Citizen Cain’d

Citizen Cain’d ist fast ein Meisterwerk. Das Album des britischen Ausnahmemusikers Julian Cope erschien im Januar 2005 als Resultat einer längeren kreativen Reise rund um den Milleniumswechsel. Es zählt nach meiner bescheidenen Ansicht zu seinen künstlerisch dichtesten Alben und versammelt ein Dutzend Songs auf zwei CDs, weil, so Cope, die Intensität der Stücke derartig ausgeprägt sei, dass ein Anhören in einem Stück überfordere. Wie bei bei Cope-Alben üblich, wechseln sich auch auf Citizen Cain’d sehr starke Songs mit eher fragwürdigeren Kompositionen und Arrangements ab, letztlich überwiegen aber die Perlen. 

Cope’s Notes #7 beschäftigt sich mit dem künstlerischen Prozess, der schließlich zum Album Citizen Cain’d geführt hatte. Hierzu legt Cope ein 48-seitiges Booklet vor, in dem die autobiografische Reise zum Endprodukt geschildert wird, die zwischen 1999 und 2004 stattfand. Darin reflektiert Cope Wegmarken wie sein ausgeprägtes Interesse für die megalithische Kultur (die in seinem Buch The Modern Antiquarian kulminierte), eine auf Open-E gestimmte Gitarre als Kompositionsgrundlage vieler Songs sowie andere Ereignisse und Wandlungen.

Kurzweiliges Material für Cope-Fans, für Nicht-Kenner eher sterbenslangweilig.

„A – Z of 34 Citizen Cain’d-Period Songs“

Auf der beigefügten CD versammeln sich 11 Songs aus dieser Zeit, die als Test- und Demoversionen rund um die Entstehung des Albums aufgenommen worden sind. Nur einer davon, I Will Be Absorbed, findet sich auch auf dem Originalalbum wieder, dort jedoch anders und IMHO etwas ungünstiger instrumentiert und arrangiert. Der Rest ist bisher unveröffentlichtes Material, darunter mehrere Stücke mit glasklarem Hit-Potenzial, bei dem man sich fragt, wieso sie bis heute in den Cope’schen Archiven verstauben mussten (z.B. Well Hang at Dawn, Pushed Me To One Side). Alles in allem ein hörenswerter Ritt durch den Julian Cope der frühen Nullerjahre, wobei der Charme durchaus im leicht  verschämt-zurückgenommen Charakter der Demoaufnahmen liegt. Kenner wissen aber auch, dass Julian Cope ganz anders kann – und das langsam auch mal wieder tun sollte.

Also, ich kann es nur wiederholen: Nichts gegen aufgewärmte olle Kamellen. Aber es ist längst Zeit für neue Musik aus Copes Feder, und zwar gespielt mit einer guten, heftigen, gitarrenlastigen Band. Das Altenteil sollte keine Verlockung sein! Jedenfalls noch nicht. Wo also bleibt die krachende Altherrentour des Archedrude?