Entlang des Lübecker Landgrabens (1)
Der Lübecker Landgraben war Teil der mittelalterlichen Grenzsicherung der Stadt Lübeck. Errichtet zwischen 1300 und 1350, diente das sehr weitläufig um die Stadt herum gezogene Band aus Wasserläufen, Erdwällen und Türmen hauptsächlich der Markierung von Zollgrenzen. Noch heute ist die über 700 Jahre alte Landwehr sehr präsent in der Stadt und kann an vielen Stellen betrachtet werden, oft begleiten ihn Wanderwege oder Straßenzüge. Auch weisen Ortsbezeichnungen wie Brandenbaum, Moislinger Baum, Krummesser Baum, Schlutper Baum oder Tremser Baum auf zentrale Grenzpfähle entlang der Absicherung hin.
Dem Verlauf des Landgrabens mit dem Rad zu folgen, ist eine tagfüllende Angelegenheit, da sich die Gesamtlänge der mittelalterlichen Anlage auf über einhundert Kilometer erstreckt. Erschwerend kommt hinzu, dass man früher praktischer Weise viele natürliche Gewässer wie Seen oder die Trave eingebunden hat, so dass man seinem Verlauf nicht ohne Weiteres folgen kann und hie und da einige Umwege oder Streckenergänzungen in Kauf nehmen muss.
Da man im Laufe der Landgraben-Tour jedoch durch unterschiedliche Stadtteile, Waldgebiete und Felder geführt wird, besticht diese durch ausgesprochen abwechslungsreiche Einblicke in die Hansestadt.
Teil 1 der Tour begann Anfang Oktober 2025 an der Schwedenschanze im Wesloer Forst am Lübecker Ostrand. Hier markiert der Landgraben an einigen Stellen die Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Strecke: Lübeck-Marli über Schwedenschanze bis Steinrade ca. 45 Kilometer.
Verlauf: (Quelle; CC BY-SA 2.0)

Die Schwedenschanze im Lauerholz wurde im Dreißigjährigen Krieg errichtet und ist heute noch bestens zu erkennen. Sie verläuft in unmittelbarer Nähe zum älteren Landgraben.


Durch das Lauerholz geht es auf gut befahrbaren Waldwegen in Richtung Schlutup. Nach dem Überqueren der verkehrsreichen B 104 tauchen wir ein das Gelände der früheren NS-Munitionsfabriken, der Landgraben wird am Schwarzmühlenteich wieder sichtbar, auch bildet er den Abfluss des Sees in Richtung Wakenitz.


Weiter geht es durch Schlutup, dann über Israelsdorf und das alte Fischerdorf Gothmund zur Trave am Naturschutzgebiet Schellbruch (Karlshof).



Nach der Trave am Schellbruch geht es weiter durch Karlshof, dann über die Eric-Warburg-Brücke auf die andere Flußseite, um über Schwartauer Allee und Tremser Teich zur lärmigen A1 zu gelangen, die auf der Vorwerker Str. überquert wird. Hinter der Autobahnbrücke führt ein kleiner, leicht zu übersehener Weg entlang des nunmehr wieder bachähnlichen Landgrabens in Richtung Stockelsdorf. Übrigens ist auch der Tremser Teich Teil des Landgrabens, er ist über einen schäbigen Abfluss über den Petroleumhafen mit der Trave verbunden.


Man folgt dem Fackenburger Landgraben bis hinein nach Stockelsdorf, auf der linken Seite befindet sich das Lübecker, auf der rechten das Stockelsdorfer Stadtgebiet. Weiter geht es entlang der Krempelsdorfer Allee bis rechts die Straße Am Stadtrand abzweigt, dann über Stadtgüterweg und Am Landgraben immer einen Steinwurf von letzterem entfernt, durch ein ruhiges Wohngebiet. Vom Landgraben ist hier nicht mehr viel zu sehen, und wenn, dann handelt es sich nur um ein elendes, veralgtes Rinnsal.


Da dem Landgraben über die Äcker nur schwer zu folgen ist, machen wir zum Abschluss des ersten Teils der Runde einen Abstecher ins nahe Ortsteil Steinrade, wo der Steinrader Damm den Landgraben nicht nur kreuzt, sondern auch den Fakenburger vom Roggenhorster Langgraben nominell abtrennt. Zu sehen ist hier indes nichts mehr, es fließt nicht einmal mehr Wasser durch die Rinne. Traurig.


