Behörden, Bananen und Blockwarte
Die Lübecker Bürgerbüros sind eine Katastrophe. Damit sind nicht die Menschen gemeint, die dort ihre Dienste verrichten, sondern vielmehr die dahinterstehenden Strukturen. Termine sind in der Regel online zu buchen, was de facto praktisch unmöglich ist, da so gut wie nie Termine vorhanden sind. Der Bürger, der etwas Behördliches zu erledigen hat, guckt also regelmäßig in die Röhre. Wer also nicht Ewigkeiten im Voraus gebucht oder einfach nur kein Glück hat, muss selber sehen, wo er bleibt.
Dahinter verbirgt sich das Bild des Bürgers als Bittsteller. Es ist ja nicht so, dass man ein Bürgerbüro aus Jux, Dollerei oder Langweile aufsucht, sondern zumeist deswegen, weil man es muss, weil es staatlicherseits verlangt wird. Trotzdem signalisiert die behördliche Kommunikation nichts als Abwehr und Abwertung. Soll er doch bloß wegbleiben, der doofe Bürger, man hat ja schon genug zu tun.
Mag sein, dass das Personal überlastet ist, der Krankenstand exorbitante Höhen erreicht hat oder eine überbordende Bürokratie immer mehr behördliche Dienstleistungen erfordert. Das ändert jedoch nichts daran, dass eine Verwaltung für die Bürger da zu sein (nicht umgekehrt) und deren notwendige Anliegen in einem vertretbaren Zeitraum zu erledigen hat. Ist das nämlich nicht der Fall, verfehlt die Verwaltung eine wichtige Aufgabe und offenbart ihren defizitären Zustand. Und hier reden wird noch nicht davon, wie fürstlich sich die Verwaltung ihre Dienstleistungen entlohnen lässt.
Kürzlich hatte auch ich das fragwürdige Vergnügen, in einem der Bürgerbüros ein Anliegen vortragen zu müssen. Eine ganz einfache Sache, nichts Besonderes. Routinearbeit für eine Verwaltungsfachangestellte, vielleicht ein Aufwand von drei Minuten. Verwaltungstechnisches Pillepalle. Ging aber nicht, weil kein Termin zu bekommen war. Also ging ich morgens ins Bürgerbüro Marli, wo mich gleich ein Wachmann abfing. Ein Bürger ohne Termin, der muss sofort weg, der darf hier nicht rein.. Ich erklärte ihm durch eine mittlere Sprachbarriere, dass ich mit der Dame am Tresen wegen meines Mini-Anliegens sprechen müsse und wurde widerwillig durchgelassen. Aber auch die Tresendame schaute mich entgeistert an, aus ihrem Blick prallte mir die pure Verachtung für einen elenden Bittsteller entgegen, der es gewagt hat, ohne Termin das hoheitliche Bürgerbüro zu betreten.
Und natürlich, da war nichts zu machen, wie sollte es auch anders sein. Ganz früh solle ich mein Glück im Internet versuchen, vielleicht sagt ja jemand für den Tag ab. Dass auch ich arbeiten muss und meine Zeit nicht frei disponibel ist – drauf ge…issen.
Mein Ärger landete ein kurz darauf als Kommentar unter einem passenden Posting auf Facebook. Und prompt erhielt ich eine Antwort, und zwar von einer ehemaligen Lübecker Kommunalpolitikerin der SPD. Diese bezichtigte mich des Alltagsrassismus, weil ich zur Klassifizierung dieses Behördenhandelns das Wort Bananenstaat benutzt hatte. Die Sprachpolizei hatte in bester deutscher Blockwartmanier zugeschlagen und den verärgerten Bürger in seine Schranken gewiesen. Schließlich stellt ihre Partei schon recht lange die Verwaltungschefs dieser Stadt und ist somit irgendwie mitverantwortlich für die Misere in den Bürgerbüros.
Fazit: Der Bürger ist lästig und hat sich gefälligst unterzuordnen, er ist Bittsteller und kein Souverän. Und wenn nötig, kann sich Rassismus nicht nur gegen Menschen richten, sondern auch gegen Verwaltungsstrukturen! Oder gegen Bananen. Also Vorsicht, entsprechende Denunziationsstellen werden ja gerade von der Innenministerin geschaffen. Auch wieder von der SPD…