Analoge Freuden
So praktisch die Digitalisierung in einigen Lebensbereichen sein mag, so viele Nachteile bringt sie aber auch mit sich. Und damit sind nicht nur die perfiden Kontrollmöglichkeiten gemeint, die nicht zuletzt mit der KI Regierungen und Konzernen zur Verfügung stehen. Nein, auch das schönste Hobby der Welt, der HiFiIsmus, ist davon betroffen. Back to analog lautet die Devise nach vielen Jahre des digitalen Musikgenusses. Keine Frage, gute HiFi-Streamer leisten eine gute Arbeit und bieten allerhöchste Wiedergabequalität. Doch ein guter Plattenspieler kann wohl mehr.
So übertraf Aya von Steely Dan klanglich tatsächlich den Streamer. Viel körperlicher, runder und physisch greifbarer kam die etwas unterkühlte Musik von Donald Fagen und Walter Becker daher, ohne dabei auf Detailzeichnung oder definierten Bass zu verzichten. Eine weitere Überraschung war das Plattencover, das nach dem Aufklappen einen langen Text zur Entstehung der Aufnahme bot. Endlich mal wieder etwas Solides zum Anfassen. Denn dieser physische Aspekt geht beim Digitalhören komplett verloren: Die Alben landen nach dem Download auf dem NAS, Cover und Zusatzmaterial liegen allenfalls als .pdf-Datei vor, die man sich eh nicht anguckt.


Das angemessene Futter für den Dreher gab’s übrigens im empfehlenswerten Plattenladen „Wo anders“ in Lübeck, darunter auch Throbbing Gristles „20 Jazz Funk Greats“ – und das als pressfrisch verpackte Scheibe. Nach dem Auspacken wurde schnell klar, dass auch hier nicht gegeizt wurde, so lag bei TG ein schönes Booklet namens „Industrial News“ bei, nicht klein, nicht fuddelig, wie bei CDs, sondern schön groß für den Grobmotoriker!



Das Ganze funktioniert natürlich ebenfalls prächtig bei den alten Zappa-Scheiben, denen jedoch vorher der Muff der Tausend Jahre per Plattenreiniger ausgetrieben werden muss.

