Abzocke an der Priwallfähre (2): Stadtwerke Lübeck weisen Widerspruch zurück

Widerspruch zwecklos, die Stadtwerke Lübeck Mobil GmbH bleibt hart: Nachdem uns ihre abgehalfterten Schergen wegen fehlender Fahrradtickets mit dem vollen erhöhten Beförderungsentgelt belastet hatten, sahen wir uns selbstredend zum Widerspruch gezwungen. Doch diesen lehnte das städtische Verkehrsunternehmen ab und besteht halsstarrig auf der vollen Höhe des Strafentgelts.

Dabei hätten die Sachbearbeiter des Verkehrsbetriebs sicher einen Ermessensspielraum gehabt, hätten ein Zeichen für Fahrradfreundlichkeit und gegen eine kaum nachvollziehbare Tarifgestaltung setzen können. Nochmal: Die Stadtwerke Lübeck Mobil GmbH verlangt 1,10 € pro Fahrrad für eine Mini-Überfahrt über die Trave, profitiert also reichlich von diesem Fluss, der Travemünde in zwei Teile spaltet. Bewohner des Priwall zahlen dagegen keinen Cent, womit Lübecker Bürger und Steuerzahler ungleich behandelt werden. Denn folgt man dieser Logik, müssten auch die Kücknitzer von der Maut des Herrentunnels befreit werden.

Keine Fahrradfreundlichkeit, aber PR-Punkte mit der Aktion Stadtradeln einfahren wollen

Natürlich stellt dieses Vorgehen der Fahrradfreundlichkeit der ach so klimabewussten Stadt Lübeck ein noch miserableres Zeugnis aus. Kaputte Radwege, dreiste Ampelschaltungen, Bettelampeln und teils brandgefährliche Radwegführungen – da fügt sich die Tarifgestaltung der Priwallfähre so richtig passgenau in die lange Liste der Benachteiligung des Radverkehrs in Lübeck ein.

Und wenn am 22. Juni die Aktion Stadtradeln beginnt, weiß man schon im Vorfeld, was die Stadt Lübeck damit eigentlich bezweckt: PR-mächtiges Greenwashing, auf Hochglanz poliertes So-tun-als-ob.

So sieht die Lübecker Realität aus:

LOL

Kein Entgegenkommen im Ermessensspielraum, kein Verständnis, kein Zeichen für Radverkehr und Umweltschutz. Statt dessen die volle Härte eines verstaubten und kundenunfreundlichen Verkehrsbetriebs, der an den Zeilen seiner preussisch-autoritären Tarifbestimmungen klebt, wie der Sektenjünger an den Worten seines Gurus. Doch das können wir auch: Wir werden fortan jede Unzulänglichkeit der Lübecker Verkehrsbetriebe zur Beschwerde bringen! Auge um Auge, Fahrkarte um Fahrkarte.

Zum Abschluss ein Einblick in die Begründung unseres Widerspruchs:

Begründung:

Grund des Strafgeldes waren fehlende Fahrkarten für mitgeführte Fahrräder, meine Frau und ich waren nachweislich im Besitz gültiger Deutschlandtickets.

Von der Notwendigkeit, zusätzliche Fahrkarten für Fahrräder lösen zu müssen, wussten wir nichts. Wir hätten es tatsächlich nicht für möglich gehalten, dass in Zeiten der Propagierung von Klimaschutz und umweltgerechtem Verkehrsverhalten (auch durch die Stadt Lübeck) sogar für Fahrräder (!) ein Beförderungsentgelt für eine Flussüberfahrt von minimaler Länge erhoben wird. Vielleicht sollten Sie direkt an der Fähre darauf hinweisen, dass Fahrräder entgeltpflichtig sind. Es hätte sicher auch gereicht, uns die Fahrradtickets nachlösen zu lassen, insofern kritisieren wir hier auch die mangelnde Verhältnismäßigkeit.

Auf den Straftickets wird als Beanstandung vermerkt: „Ohne jeden Fahrausweis“ (Siehe Anlage). Dies ist falsch, da wir im Besitz gültiger Deutschlandtickets waren, es fehlten also lediglich die Fahrradtickets.



Ein Kontrolleur gab zu verstehen, an diesem Tag (Sonntag und schönes Ausflugswetter!) extra zum Kontrollieren an die Priwallfähre beordert worden zu sein. Da sich diese Kontrollen hauptsächlich an Fußgänger und Radfahrer richten, darf angenommen werden, dass man hier die Unwissenheit von Fahrgästen ausnutzen wollte, um Kasse zu machen. Dies wäre zwar legitim, jedoch schäbig, da so ein klima- und umweltgerechtes Verkehrsverhalten durch die Lübecker Stadtwerke abgestraft würde. Nimmt man die unzureichende Information radfahrender Fahrgäste hinzu, ergibt sich auch in der Außenwirkung ein schlechtes Bild für die Verkehrsbetriebe der Stadt Lübeck.

Bewohner des Priwall dürfen lt. Tarifbestimmungen (3.1.) als Radfahrer und Fußgänger die Priwallfähre entgeltfrei nutzen. Hierin sehen wir eine Ungleichbehandlung der Lübecker Einwohner. Letztlich ist eine derartige innerstädtische Fährverbindung Teil der Öffentlichen Daseinsvorsorge, die die Stadt Lübeck gegenüber allen ihren Bürgern erbringen müsste.

- Insgesamt ist dieses Vorgehen geeignet, der Stadt Lübeck im Gegensatz zu ihren PR- Bemühungen eine schlechte Note in Sachen Fahrradfreundlichkeit auszustellen.