Instrumentelles Verhältnis zur Realität
Karl Lauterbach ist ein Phänomen. In der Coronakrise schaffte es der Mann mit dem nuscheligen rheinischen Dialekt trotz seiner ungelenken Sprache und den vielen Ähs und Äähms in das Amt des Bundesgesundheitsministers. Zuvor war er gefühlter Dauergast bei allerlei Polit-Talkshows, die er zur öffentlichkeitswirksamen Absonderung seiner Grundbotschaft nutzte, die sich im Kern auf das Verbreiten von möglichst viel Angst und Schrecken inklusive drastischer und grundrechtsgefährdender Maßnahmen reduzieren lässt.
Über die Gründe der Redaktionen, diesem zuweilen etwas clownesk daherkommenden Typen soviel Raum zu geben, lässt sich nur mutmaßen. Mit journalistisch qualitativer Arbeit hatte es wohl weniger zu tun, eher vielleicht mit einer Mischung aus quotenerheischendem Trash-TV à la Dickes Deutschland und der naiven Hoffnung seitens der selbst verängstigten Redakteure auf einen Heiland mit Durchschlagskraft. Wie auch immer, nach seinem Marathon durch die Talkshows war Panik-Karl so gut bekannt, dass ihn der glücklose Olaf Scholz in seiner Fortschrittskoalition (lol) zum BGM ernannte.
Dass er dort noch heute, während die Ampel ihre letzten Atemzüge aushaucht, noch immer amtiert, scheint symptomatisch für den heutigen Politikbetrieb zu sein, in dem Amtsträger selbst bei eklatantesten Schlechtleistungen, ja sogar bei offen gelebter Grundrechtsablehnung, noch immer wie angetrockneter Popel auf ihren Posten kleben. Gerade Lauterbach hat in der Coronakrise mehrfach gezeigt, dass er weder auf dem Boden des Grundgesetztes steht, noch ausreichend Kenntnis von evidenzbasierter Wissenschaft hat. Und weil dem Verlauf der Historie aller Propaganda zum Trotz nunmal doch die Tendenz innewohnt, die Wahrheit ans Licht zu spülen, muss auch ein Herr Lauterbach heutzutage allerlei kognitive Verrenkungen vollführen, um seine zahlreichen, nennen wir es mal euphemistisch: Fehler, zu kaschieren.
Und das führt uns schnurstracks zum mutmaßlichen Charakter dieses Herrn, der irgendwie ein sehr instrumentelles Verhältnis zur Realität zu haben scheint. So verklausuliert jedenfalls muss man das Offensichtliche heute formulieren, will man nicht riskieren, um sechs Uhr morgens von einem Überfallkommando der Polizei aus dem Bett geklingelt und wegen Majestätsbeleidigung / Volksverhetzung angezeigt zu werden. Denn das ist in Unseredemokratie © mittlerweile möglich.
_Horizont_ hat das, was ich meine, trefflich zusammengefasst:
Ergänzendes zu Karl Lauterbach:
Der Karlatan. Eine Hintergrund Serie. (Hintergrund. Das Nachrichtenmagazin): Thomas Kubo präsentiert eine gut recherchierte berufliche Biografie von Lauterbach in drei Teilen.
Gefährliche Nullen – Karl Lauterbach (Uwe Froschauer auf Apolut.de): Der Autor zerpflückt detailliert und polemisch Lauterbachs Wirken.