Göttin der Aborte gefunden

Die Göttin der Toiletten war weiten Teilen der Menschheit bisher verborgen geblieben. Getöse und Tamtam, Prunk und Überheblichkeit sind nicht so ihr Ding – ganz im Unterschied zu ihren Kollegen Jehova und Allah aus der kargen kleinasiatischen Wüste. In Prag haben wir sie gefunden, in einer kleinen Nische im Hradschin, wo keiner der unzähligen Touristen auch nur auf die Idee kam, ihr gebührend zu huldigen: Toileta, die Göttin der Aborte. Ganz bescheiden saß sie da, eine Miniaturgöttin für den kleinen (Piller-)Mann, volksnah und erhaben zugleich, dennoch aber mit einer Strahlkraft ausgestattet, die in die dunkelsten Ecken urmenschlichster Verrichtungen segensgleich hineinzuleuchten vermag.

 

Ihre Schönheit und Macht sind gegründet auf Myriaden an Gebeten vor unzähligen Altären, die die gesamte Menschheit ihr ehrerbietigster Weise entbietet, in großer und in kleiner Form.

 

 

Fotos: Frank Spatzier