Die Welt ist nicht mehr wiederzuerkennen: Im zweiten Jahr der Pandemie bestimmen Massenimpfungen, Massentests, Lockdowns und immer schärfere Freiheitseinschränkungen den Alltag in vielen Ländern. Ein nennenswerter zivilgesellschaftlicher Aufschrei ist ausgeblieben, die Opposition schweigt weitgehend und in den Massenmedien hat sich eine staatsnahe Angskommunikation verstetigt. Darüber, wie es dazu kommen konnte und was vielleicht daraus folgen wird, hat der belgische Psychologie Prof. Mattias Desmet erhellende Gedanken.
Kulturelle Krise und das gemeinschaftsstiftende Angstobjekt
Ist die Corona-Krise tatsächlich nur eine medizinische Krise? Nein, so Mattias Desmet. Sie ist vielmehr die Zuspitzung einer bereits länger andauernden kulturellen Krise, in der Menschen bestimmte psychologische Mustern ausprägten.
Schon länger seien Unbehagen, Sinndefizite oder Desintegrationstendenzen vorherrschend gewesen. In der Pandemie, so Desmet, treffe die leidende Bevölkerung auf ein Angstobjekt – das Virus. Auf dieses können Menschen ihren Leidensdruck konzentrieren und so wieder Gemeinsinn erfahren.
Die Krise der Wissenschaft
Auch die Wissenschaft sei aus historischer Perspektive in die Krise geraten (muss sie auch als „gesellschaftliches“ Produkt, FS), es herrsche ein „naiver Glaube an Objektivität“. Dieser zeige sich auch in widersprüchlichen Erkenntnissen zur Pandemie: Wie wirksam sind welche Maßnahmen, was sagt der PCT-Test bei welchen CT-Werten aus? Warum wird noch immer und trotz besseren Wissens an der absoluten Anzahl von Infizierten festgehalten, ohne die Testanzahl als Bezugsgröße zu nennen? Warum beruhen tiefreichende politische Entscheidungen auf aussagelosen „Inzidenzzahlen“? Weshalb werden verheerende Kollateralschäden ignoriert?
Weil dieser „naive Objektivitätsglaube“ tendenziell in sein Gegenteil umzuschlagen könne, herrschten in wissenschaftlichen Arbeiten viel Unsachlichkeit und Fehleranfälligkeit vor. Daher gingen Politiker von falschen wissenschaftlichen Annahmen aus.
Von der „absolutistischen Wissenschaft“ über die „Formierung der Massen“ in den Totalitarismus
Desmet verweist auf die Arbeiten von Hannah Arendt, wenn er die Vorliebe totalitärer Systeme für diesen „wissenschaftlichen Diskurs“ erkennt . Dort schlage die Vorliebe für Zahlen und Statistiken schnell in Propaganda um.
Auch im Nationalsozialismus habe es diese eigentümliche Verbindung von Wissenschaft und totalitärem System gegeben: Schließlich habe die Ideologie von der Überlegenheit der arischen Rasse wissenschaftlich-objektiv fundiert werden müssen. Und auch damals habe es ein klar benanntes Angstobjekt gegeben, auf das sich der gemeinsame Kampf habe richten müssen.
Soziale Konditionierung
Soziale Konditionierung schaffe vorübergehende soziale Verbundenheit und lasse die eigenen Bedürfnisse zurücktreten. Deshalb würden viele Menschen selbst einschneidende Maßnahmen akzeptieren. Zudem berge sie ein Potenzial für Grausamkeit gegen sich selbst und andere. Und dies sei letztlich der selbstzerstörerische Keim totalitärer Systeme.
Bevor es soweit ist, durchlaufe der Totalitarismus Phasen, in denen es durch (ideologische) Verengung und (fachliche) Blindheit zur Schaffung von Sündenböcken (Impfverweigerer, Querdenker etc., FS) komme. Die Folge sind massive gesellschaftliche Spaltungsprozesse, die in offene Unruhen und Verfolgungen münden können.
Spätestens mit diesem „Kipppunkt“ gehe der Totalitarismus in seine Auflösungsphase über, da Propaganda, soziale Kontrolle (Denunziantentum) und staatliche Zwangsmaßnahmen das gesellschaftliche System nicht mehr zusammen- und funktionsfähig halten können.
Was tun? Mehr Mut!:
„Deshalb hoffe ich, dass sich mehr Menschen Fragen über die tatsächliche Gefahr des Virus und die Notwendigkeit der aktuellen Bekämpfungsmaßnahmen stellen werden. Und sich trauen, darüber zu sprechen.“
Hier das Interview mit Mattias Desmet:
https://freie-linke.de/freier-funke/2021/04/corona-massnahmen-offenbaren-totalitaere-zuege